Buchwerk: RÄUME die berühren
VON EINSZUEINS, ANGELA SABO
„Kultur ist Nachdenken über die Welt, genau hinschauen, Fragen stellen, Zuhören, Begreifen. Kulturelle Arbeit heißt, einem Gedanken oder einer Empfindung Form geben, sie in die Welt setzen als Musik oder Tanz, als Theater oder ARCHITEKTUR, als Literatur, Foto oder Film. Ich liebe diese Dinge, sie sind meine Luft zum Atmen, der Nährboden, aus dem alles wächst, was ich mache.“
Ein lebendiges Gesamtkunstwerk mit Installationen, Bildern, Musik, Film, Lesungen, Bibliothek, Garten hatte Architekt Peter Zumthor zum 20-jährigen Jubiläum des Kunsthauses Bregenz auf vier Geschossen zusammengestellt. Alles was ihn im Schauen, Denken, Lauschen inspiriert und begeistert. Er lud hierfür Kunst- und Kulturschaffende seiner Wahl ein und bat sie u.a. persönlich zum Gespräch. Die geführten Gespräche wurden aufgezeichnet und sind inzwischen in Buchform erschienen: Dear to me. Peter Zumthor im Gespräch.
Was seinem Gegenüber und ihm selbst am Herzen liegt, hat Peter Zumthor in diesen Gesprächen erkundet. Das 18-bändige Werk besteht aus schwarzen Heften in einem Schuber, sehr fein und sinnlich, herausragend gestaltet. Zumthor und seine Gesprächspartner:innen streifen dabei vielfältige Themen. Fragend, lauschend, forschend – und immer sehr persönlich. Mal kulturtheoretisch, mal individuelle Arbeitsweisen beleuchtend, z.B. bei der Frage, wie Gestaltung und Kreation überhaupt entstehen, wie man sich dem Entstehenden nähert und ihm Form verleiht.
Je nach Genre des Künstlers oder der Künstlerin dreht sich der Austausch auch um Definitionen, bspw. von Präsenz und Räumlichkeit. Oder um die Frage, ob es bspw. beim Schreiben oder Malen eine Intelligenz der Hand gibt, oder ob alles aus dem Kopf kommt. Begriffe wie „innere Bewegung“ werden in verschiedenen Dimensionen – zeitlich, räumlich, historisch – betrachtet. Auch Zumthors Thema als Architekt – wie Orte als Speicher der Erinnerung funktionieren – kommt zur Sprache. Beeindruckend beschreibt Fotografin Hélène Binet, wie sie ein Gebäude mit ihrem ganzen Körper und allen Sinnen begeht, um für ihre Architekturfotografien Lichtmomente und Perspektiven zu erspüren, die das Wesen der jeweiligen Architektur zeigen.
Wer sich ins Denken, Schauen, Lauschen versenken kann und tieferes Eintauchen in innere Prozesse, Begriffe und Wirkweisen quer durch Kunst, Musik, Film, Architektur mag, wird beim Lesen seine Freude haben. Es gibt eine Menge Perspektiven zu entdecken. Mehr zum Buchwerk: Dear to Me / Verlag Scheidegger & Spiess 2021 / 18 Hefte in Schuber
„Denken ist eine Linie, Emotionen sind RAUM. Ich liebe das Denken in Bildern. Räume schaffen können, die berühren.“