Lieblingsbücher für Architekten und Kreative – auch zum Verschenken

VON ANGELA SABO

Es wird wieder einmal Zeit für Lieblingsbücher. Keine klassischen Architekturbände, sondern ganz unterschiedliche Titel, die uns richtig gut gefallen. Hier kommen drei Empfehlungen, die sich auch prima verschenken lassen.

1

Architektur als emotionale Angelegenheit

Peter Zumthor, Marie Lending: Die Geschichte in den Dingen

„Die Geschichte in den Dingen“, Fotos (außen) von Hélène Binet aus „Collection“, 1989, „Landscape of the Athens Acropolis“ von Dimitris Pikionis. © Hélène Binet, London

Einen kleinen Schatz hält man mit diesem Büchlein in den Händen. Vielleicht mit derselben Neugier und Ergriffenheit wie beim Betreten von Peter Zumthors Gebäuden, in denen immer etwas Besonderes spürbar ist. Anlässlich der Fertigstellung des Zinkminenmuseum Allmannajuvet in Südnorwegen lud er die norwegische Architekturhistorikerin Mari Lending zu einem Dialog über das Projekt und sein Schaffen als Architekt ein. „Ich möchte einen Ort betrachten, empfinden und verstehen, und dann nimmt die Form, nach der ich suche, in einem intuitiven Prozess allmählich Gestalt an. Ich möchte Gebäude schaffen, die etwas über die Zeit ihres Ortes aussagen und Menschen ansprechen“, beschreibt Peter Zumthor seine Herangehensweise an Architektur im Buch. Für ihn speichern Landschaften und Orte spezifische Geschichten und Spuren der Vergangenheit. Diese zuerst einmal zu lesen, zu deuten, Emotionen zu erfassen – das ist der Ausgangspunkt seiner meisten Projekte wie u.a. das Kolumba Kunstmuseum in Köln. So kann Architektur Erinnerungen sprechen lassen, auf Weltbilder und Zusammenhänge hinweisen, ein Gefühl erzeugen für Dinge, die abwesend sind. In ihrem Dialog streifen Zumthor und Lendig Lieblingsschriftsteller wie z.B. Johann Peter Hebel, Stendhal, Nabokov und Inspirationsquellen aus der Kunst und Musik. Begleitet wird der Band von einem Fotoessay der Schweizer Architekturfotografin Hélène Binet über die gepflasterten Wege des griechischen Architekten Dimitris Pikionis auf der Athener Akropolis.

Was uns daran gefällt: Der seltene Einblick in die tiefere Motivation und Arbeitsweise eines der ungewöhnlichsten Architekten der Gegenwart. Der feinsinnige Zugang zu Architektur, die nicht nur funktional, sondern auch emotional und intellektuell entworfen werden und entstehen kann. Die zurückhaltende und sehr wertige Buchgestaltung.

 


2

Bau doch einfach, wie du willst!

Dominique Ehrhard: ArchiTek`

„ArchiTek’“

ArchiTek`ist ein kompaktes knalliges Papp-Buch-Objekt, das schon im Buchladen ins Auge springt. Beim Durchblättern fallen die geometrischen Muster in den Grundfarben Rot, Gelb, Blau, Weiß, Schwarz auf. Das Buch enthält 95 vorgestanzte Elemente, die sich heraustrennen lassen. Eine Mischung verschiedener Bauteil-Typen mit Streifen, Kreisen, Flächen und schematischen Assoziationen, beispielsweise rote Dreiecke als Dächer oder schwarz-weiße Muster in Fenster-Optik. Durch eine einfache Stecktechnik lassen sich nun Gebäude kreieren: Häuser, Türme, Brücken … Die dazugehörige Anleitung zeigt mehr als 20 Beispielprojekte mit Anzahl und Typen der benötigten Bauelemente zur Übung und Inspiration. Danach sind der Fantasie beim Kreieren einzigartiger Bauwerke keine Grenzen gesetzt. Dabei ist die Pappe sehr stabil und die fertigen Gebäude sind es ebenso. Es gibt so viele Teile, dass mehrere Bauwerke gleichzeitig aufgebaut werden können.

Was uns daran gefällt: Die unkomplizierte und grafisch-schlichte Aufmachung. Die Verbindung zu Kunst und Grafikdesign. Erwachsene und Kinder haben gleichermaßen Spaß daran – man kann einfach drauf los bauen. Ein kreatives Buch-Objekt-Spiel für die ganze (Architekten-) Familie.

 


3

Tatami-Matten als Grundfläche für ein Architekten-Haus

Thomas Drexel: Best of Low Budget Häuser

„Best of Low Budget Häuser: 50 Projekte“

Ein tolles Haus bauen für wenig Geld –  in der Regel ein Widerspruch in sich. Die 50 interessantesten Low-Budget-Häuser aus seinen letzten Büchern hat Thomas Drexel hier zusammengestellt. Kosten sparen und gleichzeitig eine hohe Architekturqualität umsetzen, das waren die Haupt-Kriterien des Autors für die vorgestellten Projekte. Die Wege dorthin sind sehr unterschiedlich und machen deutlich, dass es die kostensparende Standard-Lösung nicht gibt. Das Buch zeigt sehr persönliche Häuser, in ihrer Funktion genau zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Bewohner. Eine Künstlerin bewohnt ein Atelier in der Größe von sechs Tatami-Matten. Ein Familienhaus aus Holz in freier Landschaft soll selbst wie ein Natur-Wesen wirken. Ein Single-Haus entsteht auf der Grundfläche über einer Werkstatt in 4,50m Höhe. Immer geht es darum, ganz genau hinzuschauen. Wie lassen sich selbst ungünstige Rahmenbedingungen bestmöglich nutzen? Was ist den Bewohnern am wichtigsten? Wo kann man ausgleichen und sparen? Übliche Bauweisen, Materialien und Sehgewohnheiten werden dabei hinterfragt. Das Buch eignet sich wunderbar zum Querlesen und Querschauen, zur Inspiration und Anregung und für alle, die Experimente und hohen Planungsaufwand nicht scheuen. Die kostensparenden Faktoren sind separat aufgelistet. Zu jedem Bau-Projekt sind die Bruttogesamtkosten angegeben.

Was uns daran gefällt: Die kurzen, erklärenden Haus-Portraits mit Bauplänen. Wichtige Fakten und bautechnische Informationen als Liste zusammengefasst – für Architekten sofort zu überblicken. Die ungewöhnlichen Lösungen und Materialien. Schöne Fotos, solide Typografie und Aufmachung.

 


Alle drei Bücher auf einen Blick:

Peter Zumthor, Marie Lending: Die Geschichte in den Dingen, Schneidegger & Spiess 2018,
84 Seiten, 14 Duplex-Abbildungen. Herzlichen Dank an den Verlag! www.scheidegger-spiess.ch

Dominique Ehrhard: ArchiTek‘, Ullmann Medien 2017, 80 Seiten

Thomas Drexel: Best of Low Budget Häuser: 50 Projekte, Deutsche Verlags-Anstalt 2018, 288 Seiten


Fotos: einszueins, Angela Sabo