Kulturgut und Vektorisierung – Die Hochburg Emmendingen

VON EINSZUEINS

Die Hochburg Emmendingen ist ein echter „Lieblingsplatz“. Manch einer erlebte dort als Kind fantastische Abenteuer. Seit 1974 wird an der zweitgrößten Burganlage Badens gebaut – gegen die Zeit, gegen den Verfall. Der Erhalt der riesigen Anlage kostet viel Mühe, aber er lohnt sich. Wir finden das richtig klasse.

Als „magische Burg“ wird sie beschrieben, die zweitgrößte Burganlage Badens nach dem Heidelberger Schloss. Sie ist nur eine Ruine, doch ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Naturliebhaber schätzen den genialen Ausblick, Familien die weitläufige Anlage, auf der es viel zu entdecken gibt. Dazu lockt die interessante Umgebung mit Biohof, Gänsen und Bio-Milch aus dem Automaten.

Die Kerngebäude der einst riesigen Verteidigungsanlage sind gut erhalten – trotz bewegter Geschichte mit Eroberungen und Zerstörung. Um 1161 erstmals urkundlich erwähnt, begann die große Zeit der Hochburg Emmendingen im 17. Jahrhundert, als sie zur renaissancezeitlichen Schloss- und Festungsanlage umgebaut und von Markgraf Georg Friedrich von Baden um sieben Bastionen erweitert wurde.

Es folgten Kriege, Wiederaufbau, Brände und Folgekriege, bis es 1689 zur endgültigen Zerstörung kam, unter anderem durch Sprengung aller noch bewohnbaren Gebäude und der verbliebenen Bastionen. Danach blieb die Hochburg Ruine. Seit 1971 kümmert sich der Verein zur Erhaltung der Ruine Hochburg e.V. um die Anlage. Heute ist sie für Besichtigungen wieder geöffnet. Sie zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird durch die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Würtemberg und den Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Würtemberg betreut.

Möglich ist die Erhaltung einer solchen Anlage nur mit viel Initiative. Am Anfang stand die Freilegung des ausgedehnten Ruinengeländes von Bewuchs und Schutt. Seither wird kontinuierlich gebaut. Immer wieder sind Bereiche der Burganlage für die Besichtigung gesperrt. Aktuell stehen Substanzerhalt und Verkehrssicherung im Vordergrund. Dafür braucht es solide Plangrundlagen. Bei einem Gebäude mit jahrhundertelanger Geschichte sind diese meist lückenhaft. Der Lageplan zeigt die zahlreichen Details der ehemaligen Festung.

37 Vorlagen standen einszueins für die aktuelle Umsetzung ins CAD zur Verfügung: aus verschiedenen Zeiten, zumeist handgezeichnet und ohne Maße, dafür mit vielen handschriftlichen Anmerkungen. „Manches war nicht lesbar, nicht eindeutig gezeichnet, nicht beschriftet. Ob es sich beispielsweise um eine Wand oder eine Öffnung handelt, lies sich nicht eindeutig ablesen“, beschreibt CAD-Mitarbeiterin Simone Laufkötter die Arbeit. „Hier vektorisieren wir alles eins zu eins. Unklare Details werden mit anderen Plänen abgeglichen und, sofern möglich, von unseren Ingenieuren fachspezifisch-logisch interpretiert. Wo das nicht geht, markieren wir die Unstimmigkeiten.“ Spannend war, dass die Pläne selbst ein Stück Baugeschichte erzählen. Besonders deutlich wird das an den Schießständen, einmal im Zustand um 1450 (hier links der Original-Papierplan) und dann um ca. 1580 (vektorisiert in CAD).

Die Ausdehnung der heutigen Anlage und ihre noch vorhandenen Gebäude mit aufschlussreichen Baudetails lassen die Glanzzeiten der Festung im 17. Jahrhundert immernoch erahnen. Für historische Fundstücke wurde inzwischen ein Museum eingerichtet. Es finden Feste und mittelalterliche Märkte statt. Dank des stetigen Engagements für die Erhaltung und Pflege der Burganlage ist aus der zugewachsenen Ruine heute das weithin bekannte, liebevoll restaurierte Naherholungsgebiet Hochburg geworden. Eine tolle Leistung, die vielen Menschen Freude macht.