LOD im BIM

Was steckt hinter dem Level of Detail/ Development und warum ist es so wichtig?

Während Building Information Modeling (BIM), als Methode darauf abzielt, Bauwerke digital über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg abzubilden, definiert LOD, wie detailliert und entwickelt einzelne Bestandteile eines digitalen Modells zu einem bestimmten Zeitpunkt sind.

LOD, „Level of Detail“ (Detailierungsgrad) bzw. „Level of Development“(Entwicklungsgrad) spielt eine zentrale Rolle nicht nur in der Planungskoordination, sondern auch im Hinblick auf Kostenkontrolle, Nachhaltigkeit und digitale Übergaben in Betrieb und Facility Management.

Was bedeutet LOD eigentlich?

Im Kern geht es um ein gemeinsames Verständnis:

Wie viele Informationen – geometrisch wie sachlich – enthält ein Bauteilmodell zu einem bestimmten Zeitpunkt?

Je höher der LOD-Wert, desto belastbarer, präziser und entscheidungsreifer ist das Modell. Es zeigt, wie zuverlässig man damit planen, kalkulieren, bauen oder betreiben kann.

Die LOD-Stufen im Überblick, wie sie in den meisten Projekten verwendet werden, lauten:

  • LOD 100 (Konzeptuell):

    Nur die grundsätzliche Idee ist vorhanden, zum Beispiel ein Raumvolumen oder eine Platzhalter-Geometrie. Es können erste Massen und Flächen abgeschätzt werden, aber keine belastbaren Aussagen zu Kosten oder Ausführung getroffen werden.

  • LOD 200 (Vorentwurf):

    Die Bauteile sind als generische Elemente modelliert – z. B. „Wand“, „Fenster“, „Träger“ – mit ungefähren Abmessungen und Positionen. Erste Abstimmungen zwischen Gewerken sind möglich.

  • LOD 300 (Entwurf/Detailplanung):

    Die Elemente haben reale Maße, Platzierungen und relevante technische Eigenschaften. Jetzt können Kollisionen überprüft und Mengen berechnet werden – wichtig z. B. für die Ausschreibung.

  • LOD 350 (Ausführungsvorbereitung):

    Hier kommt die konstruktive Detailtiefe hinzu, etwa Anschlüsse, Befestigungen oder Bauteilübergänge. Ideal für Werkplanung und technische Koordination.

  • LOD 400 (Ausführungsmodell):

    Das Bauteil ist modelliert, wie es gebaut wird – inklusive Herstellerdaten, Montagereihenfolge, Lieferinformationen etc. Es dient als direkte Vorlage für Fertigung oder Montage.

  • LOD 500 (Bestandsmodell / As-built):

    Das Modell spiegelt den realen Bauzustand wider. Es enthält alle relevanten Informationen für den Betrieb, etwa Wartungsintervalle, Seriennummern, Garantiezeiten oder Dokumentationen.

LOD richtig verstehen – und einsetzen

Im Alltag wird LOD oft missverstanden.

Viele verwechseln „Detailtiefe“ mit „Datenmenge“ oder glauben, ein hoher LOD sei automatisch besser.

Es kommt auf den richtigen Informationsstand zur richtigen Zeit an.

Zu frühe Detaillierung ist ineffizient und kann zu mehrfacher Überarbeitung führen. Darum ist es essenziell, im BIM-Abwicklungsplan (BAP) klar festzulegen, wer wann welche Bauteile in welchem LOD liefert.

Mit der zunehmenden Integration von 4D- (Zeit), 5D- (Kosten) und 6D-Informationen (Nachhaltigkeit, Betrieb) in BIM-Modelle bekommt LOD auch in diesen Dimensionen neue Relevanz. Denn je nach Projektphase – von der Konzeptidee über Ausschreibung und Bau bis hin zum Facility Management – verändert sich der Informationsbedarf massiv. Ein Gebäudemodell für eine Machbarkeitsstudie (LOD 100) muss ganz andere Anforderungen erfüllen als ein digitales Wartungsmodell für einen 25-jährigen Betrieb (LOD 500).

Welche aktuellen Entwicklungen verändern den Umgang mit LOD?

  • KI-gestützte Tools helfen mittlerweile dabei, LOD automatisch zu klassifizieren oder sogar zu erhöhen. So kann beispielsweise ein KI-gestützter BIM-Viewer erkennen, welche Bauteile unterdetailliert sind, und schlägt automatisch passende Detaillierungsstufen oder Datenfelder vor.

  • Regelbasierte Modellprüfungen (Model Checking) werden immer präziser. Damit lässt sich etwa vor der Ausschreibung automatisch feststellen, ob alle erforderlichen Bauteile die nötige LOD-Stufe erreicht haben – inklusive Geometrie, Klassifizierung und Attributen.

  • Digitale Zwillinge, die aus einem LOD-500-Modell entstehen, werden in Echtzeit mit Betriebsdaten angereichert. Dabei ist wichtig, dass das LOD-Niveau klar dokumentiert ist, um fehlerhafte Interpretationen im Betrieb zu vermeiden.

  • In öffentlichen BIM-Projekten ist die Definition von LOD-Stufen mittlerweile Pflichtbestandteil des BIM-Abwicklungsplans – besonders bei Infrastrukturprojekten oder Bundesbauten.

Ein häufig übersehener, aber entscheidender Aspekt ist auch die Verknüpfung von LOD mit Verantwortlichkeiten.

Wer ist wann zuständig für welche Inhalte des Modells?

Gerade bei Projekten mit vielen Beteiligten – Architekten, Fachplanern, TGA, Statik, Ausführende – verhindert eine klare LOD-Zuordnung Missverständnisse, Doppelarbeit oder unnötige Reibungsverluste.

Fazit: Ohne LOD kein funktionierendes BIM

LOD ist das Rückgrat eines jeden seriösen BIM-Projekts. Es definiert, wie viel Information wann vorliegen muss – nicht zu wenig, aber eben auch nicht zu viel. Nur mit einem strukturierten, abgestimmten LOD-Konzept lassen sich BIM-Modelle zuverlässig nutzen – sei es für Planung, Ausschreibung, Bau oder Betrieb. Und heutzutage, mit steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit, Transparenz und Effizienz, ist ein klarer Umgang mit LOD wichtiger denn je.

Noch Fragen zu LOD?

Manchmal ist es genau diese eine Schnittstelle zwischen Modell und Realität, an der Projekte entweder reibungslos laufen – oder ins Stocken geraten.
Wenn Sie ein BIM-Projekt vor sich haben und sich fragen, wann welcher Detaillierungsgrad sinnvoll ist, reden wir gerne mit.

Wir teilen unsere Erfahrung – und hören zuerst zu.