Fahr Rad! Nachdenken über Städtebau – mehr Raum, mehr Sicherheit, mehr Architektur für Radfahrer

VON EINSZUEINS, ANGELA SABO

80% unserer Mitarbeiter kommen mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit. Plötzlich sind wir mitten im Gespräch über innovative Ideen zum Thema Radverkehr und Städtebau.

Ums Radfahren gab es schon immer Streit

Als der badische Forstbeamte Karl Drais 1817 die sogenannte Laufmaschine vorstellte, wurde diese bald darauf verboten. Begründung: ihre hohe Geschwindigkeit stelle eine Störung der öffentlichen Ordnung dar. Für sieben Kilometer Strecke brauchte man damit gut eine Stunde. Noch schneller waren die um 1850 entwickelten Hochräder. Eine Tretkurbel am Vorderrad diente als Antrieb und die Fahrer mussten erstmals ihre Füße vom Boden nehmen. Mit den Vorderrädern wurde auch die Geschwindigkeit immer höher und Stürze mit schweren Verletzungen waren nicht selten. So blieben die teuren Hochräder ein Fahrzeug für Draufgänger. Mit den modernen „Niederrädern“ mit zwei gleichgroßen Rädern, Kettenantrieb und ab 1888 mit luftgefüllten Reifen wurde das Radfahren sicherer. In den 1890er Jahren hatte ein Fahrrad bereits alle Komponenten, wie wir sie heute kennen. Parallel entstanden aus der Fahrradtechnik die frühen Automobile.

Das Fahrrad als erstes massentaugliches Individual-Verkehrsmittel

Nach 1900 sanken dank Massenproduktion die Preise der bis dahin exklusiven Zweiräder. Plötzlich konnte sich auch der einfache Arbeiter ein Fahrrad leisten und musste nicht mehr fußläufig in der Nähe seiner Arbeit wohnen. Im Jahr 1936 fuhren in deutschen Städten ab 100.000 Einwohnern bis zu 61% der Arbeiter Fahrrad. Auch Lasten, Materialien, Waren wurden mit dem Rad befördert. 1938 gab es bereits über 10.000 km Radwege, die auch für Ausflüge und Urlaubsfahrten genutzt wurden. Nichtradfahrer, Fußgänger, Kutscher, selbst die ersten Taxifahrer, beschwerten sich schon damals über Belästigungen und Gefährdung durch Radfahrer. Sie hatten das Image von Unruhestiftern.

Stadtverwaltungen entwickelten vielerorts Maßnahmen zur Eindämmung des Radverkehrs – Straßensperren, Fahrverbote, Fahrprüfungen, Fahrerkarten, sogar Nummernschilder. Dazu kamen immer mehr Motorräder und Automobile, die Platz auf den Straßen beanspruchten. Dennoch: Um die Jahrhundertwende bis nach dem zweiten Weltkrieg war das Fahrrad die Nummer eins unter den städtischen Fahrzeugen. Erst der wachsende Wohlstand der industrialisierten Gesellschaft in den 60er und 70er Jahren machte das Auto zum neuen Statussymbol. Im Städtebau folgte man dem Bedarf mit immer mehr und größeren – autogerechten – Verkehrswegen.

Wem gehört die Straße?

Heute müssen sich Radfahrer, Fußgänger und Autos Straßen teilen, deren Raum kaum noch erweitert werden kann. Stau, Parkprobleme, Luftverschmutzung, nicht zuletzt auch immer wieder schwere Unfälle mit Radfahrern haben inzwischen zum Umdenken zugunsten von Fußgängern und Radfahrern geführt. Fast überall ist der Umbau zu fahrradfreundlicheren Strukturen von heftigen Kontroversen begleitet. Von einer „Rückeroberung der Stadt“, wie der Titel einer Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt (zu sehen noch bis 2. September 2018) zum Thema Radverkehr lautet, kann kaum die Rede sein. Das Auto ist und bleibt attraktiv – schon allein aus wirtschaftlichen Gründen.

Andererseits sind mehr als 50 % der in einer Stadt zurückgelegten Wege weniger als fünf Kilometer lang. Dafür ins Auto steigen, ausparken, einparken, Sprit verbrauchen, Abgase freisetzen? Eigentlich nicht nötig. Aber nur wo es sichere und gut ausgebaute Fahrrad- und Fußwege gibt und die Straße als öffentlicher Raum gilt – gleichberechtigt für alle – lassen Menschen das Auto stehen und gehen alternative Wege. In besonders radfreundlichen Städten wie Groningen oder Kopenhagen erledigen bis zu 60% der Einwohner ihre innerstädtischen Wege wieder mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Kreativer Städtebau – speziell für Radfahrer und Fußgänger

Radfahren hat besondere Qualitäten, finden auch unsere Mitarbeiter in Winterthur – eine der fahrradfreundlichsten Städte in der Schweiz. Draussen zu sein, mit mehr Aufmerksamkeit für die Dinge unterwegs, natürlich gesundheitliche Aspekte, vor allem Bewegung. „Wenn ich mit dem Rad ins Büro fahre, bekomme ich viel mehr mit. Ich fühle mich lebendig und erfrischt. Und nebenbei habe ich einen Teil meines Sportprogramms erledigt“, meint Firmeninhaber Götz Schneider. Stichwort Lebensqualität. Die steht wieder mehr und mehr im Fokus von Städteplanern und Verkehrsentwicklern, eng verbunden mit dem Thema Sicherheit. Städtebaulich ist hier noch einiges zu tun. In Darmstadt werden Radwege ausgebaut und die Stadt hat einen Fahrradbeauftragten eingestellt. In vielen Großstädten entstehen Fahrradparkhäuser und Fahrradmietstationen. Das Thema Radverkehr bewegt weltweit und hat enorm kreatives Potenzial, wie auch der reich bebilderte Katalog „FAHR RAD!“ zur gleichnamigen Ausstellung im DAM Franfurt zeigt. Häufig sind renommierte Architekturbüros beteiligt, wenn es um innovative Umbau- und Ausbaumaßnahmen für den Radverkehr geht. Sie zeigen Möglichkeiten, Verkehrswege zu entlasten, die Sicherheit von Radfahrern zu verbessern und gleichzeitig architektonische Highlights und Mehrwert für alle zu schaffen, die unterwegs sind – ob zu Fuß, auf zwei oder auf vier Rädern.

Diese Rad-Projekte begeistern uns besonders:

Menschenfreundlich: PASSEIG DE ST JOAN BOULEVARD, BARCELONA von Lola Domenech.

Der breite Boulevard wurde auf 3,15 ha Fläche in einen funktionalen, komfortablen und umweltfreundlichen städtischen Raum für Radfahrer und Fußgänger umgestaltet. Mit separaten Wegen für Fußgänger, Spielbereichen für Kinder, Gastronomie und weniger Fahrspuren für Autos zugunsten von Freizeitzonen unter Bäumen. Ein geschützter Zweirichtungsradweg befindet sich in der Fahrbahnmitte. Zur Website Passeig de St Joan Boulevard

 

Schön anzusehen: CIRKELBROEN, KOPENHAGEN von Olafur Eliasson.

Eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger, bestehend aus fünf kreisrunden Plattformen, die sich bewegen lassen und die Wellen des Wassers nachempfinden. Menschen sollen sich beim Überqueren der Brücke Zeit nehmen, die Aussicht genießen und einen neuen Blick auf die Dinge bekommen. Eine Brücke als Erholungsort innerhalb der Stadt. Zur Website Cirkelbroen

 

Fahrgefühl in Pink: NELSON STREET CYCLEWAY, AUCKLAND von Monk Mackenzie Architects.

Die ehemalige Autobahnausfahrt wurde nicht mehr gebraucht. Statt sie abzureißen, wurde sie in eine in Pink getauchte Verbindung für Radfahrer und Fußgänger umfunktioniert – auch Lightpath genannt. Zur Website Nelson Street Cycleway

 

Zukunftsweisend? FAHRRADPAVILLON, MAINZ von Schoyerer Architekten_Syra.

Der Prototyp des Fahrradpavillons wurde ausschließlich aus industriell vorgefertigten Massenprodukten gefertigt. Die robuste prägnante Architektur bietet bis zu 12 Fahrrädern Platz. Die Stellplätze können gemietet werden. Zur Website Fahrradpavillon

 

Radweg in rund: HOVENRING, EINDHOVEN von ipv Delft creative engineers.

Die kreisförmige Brücke für den Zweirad- und Fußverkehr hat einen Durchmesser von 72 Metern und wurde mit 24 Abspannseilen an einem 70 Meter hohen Pylonen über einer wichtigen Straßenverkehrsachse aufgehängt. Getrennt vom Autoverkehr ist man hier sicher unterwegs und nutzt gleichzeitig zentrale Verkehrswege. Zur Website Hovenring

 

Öko auf hohem Niveau: OBOY WOHNHAUS UND HOTEL, MALMÖ von hauschild und siegel architecture.

Das üppig begrünte Gebäude mit Wohnungen und Hotelzimmern speziell für Radfahrer hat breite Türrahmen, strapazierfähige Oberflächen, riesige Aufzüge. Ein voll beladenes Lastenfahrrad fährt mühelos bis in die Küche. Die Mitgliedschaft im Fahrzeugpark ist in der Miete enthalten, falls man doch einmal ein Auto braucht. Das erste mehrstöckige Wohngebäude, das eine Planungsgenehmigung ohne vorgeschriebene Straßenparkplätze erhielt. Zur Website Oboy

 

Kathedrale für Räder: FAHRRADPARKHAUS CENTRAAL STATION, UTRECHT von Ector Hoogstad Architecten.

Das größte Fahrradparkhaus der Welt sieht aus wie eine Kathedrale aus Beton, Glas und Holz und hat ein digitales Leitsystem, viel Tageslicht und Sichtachsen für Blickkontakt. 13.500 Räder sollen hier einmal stehen. Rampen und rotgestrichene Einbahnstraßen führen zu den Stellplätzen. Geparkt wird per Chipkarte. Zur Website Fahrradparkhaus Centraal Station

 

Nachhaltig und engagiert: RADBAHN, BERLIN von paper planes e.V.

Radbahn will den vergessenen Raum unter Berlins berühmter U1-Hochbahn in eine pulsierende urbane Hauptschlagader verwandeln. Sie ist ein Spielfeld für zeitgemäße Mobilität, Innovation und Freizeitangebote. Zur Website Radbahn

 

Der schnellste Radweg Deutschlands: RS1 – RADSCHNELLWEG RUHR von Fachleuten aus Stadtplaung, Verkehr und Landschaftarchitektur von Land, Straßenbau, Kommunen und Reginalverbänden – ein Gemeinschaftsprojekt.

Ein 101 Kilometer langer Radweg für Pendler, Touristen und alle, die sich mit dem Fahrrad auf der Achse zwischen Hamm und Duisburg bewegen möchten. Mindestbreite von 4 Metern, wenig Steigungen, durchgehend beleuchtet und sogar mit Winterdienst und Reinigung. Zur Website Radschnellweg Ruhr

Wir wünschen gute Fahrt!

66 Zitate, die Sie weiterbringen: Arbeit – Persönlichkeit – Architektur – Erfolg

VON ANGELA SABO

Zitate sind Futter für den Kopf. Sie öffnen die Augen und bringen frischen Wind ins Büro. Sie lassen uns über das Gewohnte hinausschauen. Unsere Top66 rund um Arbeit, Architektur und Erfolg haben wir für Sie zusammengestellt.

Inspiration für den Schreibtisch

1

Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist, diese zu lieben. – Steve Jobs

2

Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher. – Albert Einstein

3

Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenig Leute damit beschäftigen. – Henry Ford

4

Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist. – John Dewey

5

Alle Angestellten müssen so gut sein, dass ich meine Mutter zu ihnen schicken möchte. – Sara Hürlimann

6

Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen. – Henry Ford

7

Nur wer selber brennt, kann andere anfeuern. – Hermann Lahm

8

Geniale Menschen beginnen große Werke, fleißige vollenden sie. – Leonardo Da Vinci

9

Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer. – Antoine de Saint Exupery

10

Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb. – Kurt Tucholsky

Sei verrückt, sei anders, sei du selbst!

11

Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist. – Henry Ford

12

Viele lieben mich, viele nicht. Aber jeder kennt mich. Das ist das Schöne. – Volksmusik-Star Heino

13

Versuche nicht, ein erfolgreicher, sondern ein wertvoller Mensch zu werden. – Albert Einstein

14

Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat. – Mark Twain

15

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

16

Freiheit bedeutet Verantwortung. Das ist der Grund, warum die meisten Menschen sich vor ihr fürchten. – George Bernard Shaw

17

In den vergangenen 33 Jahre habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: Wenn heute der letzte Tage meines Lebens wäre, würde ich das tun wollen, was ich heute im Begriff bin, zu tun? Und immer wenn die An twort zu viele Tage hintereinander ‚Nein‘ lautet, weiß ich, dass ich etwas verändern muss. – Steve Jobs

18

Gehe du deinen Weg und lass die Leute reden. – Dante Alighieri

19

Als Zwerg muss man das tun, was die Riesen nicht können. – Niki Lauda

Kommunikation ist alles

20

Ich liebe Kritik, aber ich muss damit einverstanden sein. – Mark Twain

21

Wenn wir Menschen behandeln, wie Sie sind, dann machen wir sie schlechter; wenn wir sie dagegen behandeln, als wären sie bereits so, was sie sein sollten, dann bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.Johann Wolfgang von Goethe

22

Wer auf andere Leute wirken will, der muss erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden. – Kurt Tucholsky

23

Zuhören können ist der halbe Erfolg. – Calvin Coolidge  

24

Wer allzu klug ist, findet keine Freunde. – Japanische Redewendung

25

Man ist schlecht beraten, wenn man nur mit Leuten zusammenarbeitet, die nie widersprechen. – Ludwig Rosenberg

26

Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken. – Mahatma Gandhi

27

Halte dich fern von denjenigen, die versuchen, deinen Ehrgeiz herabzusetzen. Kleingeister tun das immer, aber die wirklich Großen geben dir das Gefühl, dass auch du selbst groß werden kannst. – Mark Twain

28

Du gewinnst nie allein. Sobald Du etwas anderes glaubst, beginnst Du zu verlieren! – Mikka Häkkinen

Ein kostbares Gut: die Zeit

29

Es ist Zeitverschwendung, etwas Mittelmäßiges zu machen. – Madonna

30

Zeit die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt. – Ernst Ferstl

31

Ihr könnt predigen, über was ihr wollt, aber predigt niemals über vierzig Minuten. – Martin Luther

32

Am meisten Energie vergeudet der Mensch mit der Lösung von Problemen, die niemals auftreten werden. – William Somerset Maugham

33

Manche halten einen ausgefüllten Terminkalender für ein ausgefülltes Leben. – Gerhard Uhlenbruck

34

Die Qualität von Städten und Plätzen lässt sich am Reißbrett entwerfen, ihre Schönheit kommt durch die Zeit. – Renzo Piano

35

Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur. – Max Frisch

36

Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt. Heute. Hier. Jetzt. – Leo Tolstoi

Digitalisierung und neue Technologien

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Innovation bedeutet, zu tausenden Möglichkeiten Nein zu sagen. Deshalb bin ich mindestens so stolz auf die Dinge, die ich nicht getan habe, wie auf die Dinge, die ich erreicht habe. – Steve Jobs

38

Das Web ist mehr eine soziale Erfindung als eine technische. – Tim Berners-Lee

39

Ich verstehe nicht, warum die Menschen Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten. – John Cage

40

Das Internet ist das erste von Menschenhand erschaffene Ding, das der Mensch nicht versteht. Es ist das größte Experiment in Anarchie, das es jemals gab. – Eric Schmidt

41

Das Paradoxon der modernen Zeit: Die Kommunikationsmittel werden immer besser, doch die Kommunikation wird immer schlechter. – Bertram Jacobi

42

Zu niemandem ist man ehrlicher als zum Suchfeld von Google. – Constanze Kurz

Die Kunst des Gestaltens

43

Das Gehirn ist der grösste Kinosaal der Welt. – Ridley Scott

44

Ich werde oft gefragt, woher meine Ideen kommen. Von nirgends. Ich habe nur mehr Zeit als andere zu warten, bis doch etwas kommt. – Peter Bichsel

45

Ein kreativer Mensch ist primitiver und kultivierter, destruktiver und konstruktiver, sehr viel verrückter und sehr viel vernünftiger als der Durchschnittsmensch. – Viktor Frankl

46

Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem grossen Zeh in den Sand kratzen kann. – Kurt Weidemann

47

Kreativität ist der Spaß, den man als Arbeit verkaufen kann. – Andy Warhol

48

Wenn etwas leicht zu lesen ist, dann war es schwer zu schreiben. – Enrique Jardiel Poncela

49

Ideen sind wie Kinder: Die eigenen liebt man am meisten. – Lothar Schmidt

50

Gutes Design ist für die Ewigkeit. – Alberto Alessi

Baukunst = Architektur?

51

Architektur hat mit Kunst nichts zu tun, ist reine Gedankenarbeit. – Egon Eiermann

52

Wenn niemand mehr zeichnen kann? Dann werden in allen Städten der Welt gleich aussehende Kisten gebaut. Kleider machen Leute, Architektur macht Städte. – Prof. Gustav Peichl

53

Architektur muß schluchtig, feurig, hart, eckig, brutal, rund, zärtlich, farbig, obszön, geil, träumend, vernähend, verfernend, naß, trocken, herzschlagend sein. Lebend oder tot. Wenn sie kalt ist, kalt wie ein Eisblock. Wenn sie heiß ist, heiß wie ein Flammenflügel. Architektur muß brennen. – Wolf D. Prix

54

Ich finde, dass Architektur eine grundsätzlich optimistische Kunst ist. Als Architekt musst du an die Zukunft glauben. Du kannst weder Zyniker noch Skeptiker sein, sonst wärst du kein Architekt. – Daniel Libeskind

55

Architektur beruht auf drei Prinzipien: Firmitas (Festigkeit, Stabilität), Utilitas (Zweckmässigkeit, Nützlichkeit) und Venustas (Anmut, Schönheit). – Vitruv

56

Werke dauern lange, so lange, wie sie uns beschäftigen. Je länger sie dauern, umso reicher können sie werden. Was fertig ist, was niemanden mehr berührt, ist am Ende. – Günter Behnisch

Über den Erfolg …

57

Holzhacken ist deswegen so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. – Albert Einstein

58

Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind. – Konfuzius

59

Wie klein unsere Welt eigentlich ist, merken wir meist dann, wenn wir große Dinge vorhaben. – Ernst Ferstl

60

Es sind immer die einfachsten Ideen, die außergewöhnliche Erfolge haben. – Leo N. Tolstoi

61

Ich kann Dir keine Erfolgsformel liefern, aber ich kann Dir eine Formel für den sicheren Misserfolg geben: Versuche es allen recht zu machen. – Marc Twain

62

Du weißt, dass Du auf der Straße des Erfolgs bist, wenn Du Deine Arbeit auch ohne Bezahlung machen würdest. – Oprah Winfrey

63

Erst dann zu leben, wenn man es geschafft hat, ist ein großer Irrtum: Man kann nicht mit vierzig, fünfzig oder gar nach der Pensionierung auf einmal ein ganz anderer Mensch sein. Also muss man sein Leben so organisieren, daß man seine Träume konkret lebt. – Kurt Bendlin

64

Nur diejenigen, die sich trauen, in großem Stil zu scheitern, können auch in großem Stil Erfolg haben. – John F. Kennedy

65

Wenn ich immer alle Regeln befolgt hätte, hätte ich es nie zu etwas gebracht. – Marylyn Monroe

Zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln

66

Wer am Montag zerknittert zur Arbeit kommt, hat die ganze Woche lang Zeit, sich zu entfalten. – Unbekannter Autor

Unser Fazit: Manchmal macht es Sinn innezuhalten, quer zu denken, einfach mal zu lächeln. Wir finden, häufigeres Lesen lohnt sich. Mit der Zeit verändern sich die Blickwinkel und immer wieder sind neue Aspekte zu entdecken. Zitate sind Impulse. Sie helfen, aus jedem Tag das Beste zu machen.

Wir wünschen Ihnen erfrischendes Weiterkommen!

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EIN BEITRAG VON: EINSZUEINS

 

Kulturgut und Vektorisierung – Die Hochburg Emmendingen

VON EINSZUEINS

Die Hochburg Emmendingen ist ein echter „Lieblingsplatz“. Manch einer erlebte dort als Kind fantastische Abenteuer. Seit 1974 wird an der zweitgrößten Burganlage Badens gebaut – gegen die Zeit, gegen den Verfall. Der Erhalt der riesigen Anlage kostet viel Mühe, aber er lohnt sich. Wir finden das richtig klasse.

Als „magische Burg“ wird sie beschrieben, die zweitgrößte Burganlage Badens nach dem Heidelberger Schloss. Sie ist nur eine Ruine, doch ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Naturliebhaber schätzen den genialen Ausblick, Familien die weitläufige Anlage, auf der es viel zu entdecken gibt. Dazu lockt die interessante Umgebung mit Biohof, Gänsen und Bio-Milch aus dem Automaten.

Die Kerngebäude der einst riesigen Verteidigungsanlage sind gut erhalten – trotz bewegter Geschichte mit Eroberungen und Zerstörung. Um 1161 erstmals urkundlich erwähnt, begann die große Zeit der Hochburg Emmendingen im 17. Jahrhundert, als sie zur renaissancezeitlichen Schloss- und Festungsanlage umgebaut und von Markgraf Georg Friedrich von Baden um sieben Bastionen erweitert wurde.

Es folgten Kriege, Wiederaufbau, Brände und Folgekriege, bis es 1689 zur endgültigen Zerstörung kam, unter anderem durch Sprengung aller noch bewohnbaren Gebäude und der verbliebenen Bastionen. Danach blieb die Hochburg Ruine. Seit 1971 kümmert sich der Verein zur Erhaltung der Ruine Hochburg e.V. um die Anlage. Heute ist sie für Besichtigungen wieder geöffnet. Sie zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird durch die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Würtemberg und den Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Würtemberg betreut.

Möglich ist die Erhaltung einer solchen Anlage nur mit viel Initiative. Am Anfang stand die Freilegung des ausgedehnten Ruinengeländes von Bewuchs und Schutt. Seither wird kontinuierlich gebaut. Immer wieder sind Bereiche der Burganlage für die Besichtigung gesperrt. Aktuell stehen Substanzerhalt und Verkehrssicherung im Vordergrund. Dafür braucht es solide Plangrundlagen. Bei einem Gebäude mit jahrhundertelanger Geschichte sind diese meist lückenhaft. Der Lageplan zeigt die zahlreichen Details der ehemaligen Festung.

37 Vorlagen standen einszueins für die aktuelle Umsetzung ins CAD zur Verfügung: aus verschiedenen Zeiten, zumeist handgezeichnet und ohne Maße, dafür mit vielen handschriftlichen Anmerkungen. „Manches war nicht lesbar, nicht eindeutig gezeichnet, nicht beschriftet. Ob es sich beispielsweise um eine Wand oder eine Öffnung handelt, lies sich nicht eindeutig ablesen“, beschreibt CAD-Mitarbeiterin Simone Laufkötter die Arbeit. „Hier vektorisieren wir alles eins zu eins. Unklare Details werden mit anderen Plänen abgeglichen und, sofern möglich, von unseren Ingenieuren fachspezifisch-logisch interpretiert. Wo das nicht geht, markieren wir die Unstimmigkeiten.“ Spannend war, dass die Pläne selbst ein Stück Baugeschichte erzählen. Besonders deutlich wird das an den Schießständen, einmal im Zustand um 1450 (hier links der Original-Papierplan) und dann um ca. 1580 (vektorisiert in CAD).

Die Ausdehnung der heutigen Anlage und ihre noch vorhandenen Gebäude mit aufschlussreichen Baudetails lassen die Glanzzeiten der Festung im 17. Jahrhundert immernoch erahnen. Für historische Fundstücke wurde inzwischen ein Museum eingerichtet. Es finden Feste und mittelalterliche Märkte statt. Dank des stetigen Engagements für die Erhaltung und Pflege der Burganlage ist aus der zugewachsenen Ruine heute das weithin bekannte, liebevoll restaurierte Naherholungsgebiet Hochburg geworden. Eine tolle Leistung, die vielen Menschen Freude macht.

SOS Brutalismus: Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum

VON ANGELA SABO / FOTOS: GÖTZ SCHNEIDER

 

Besonders beliebt sind brutalistische Bauten nicht. Das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt zeigt erstmals brutalistische Architektur der 50er bis 70er Jahre im weltweiten Überblick.

Deshalb Brutalismus …

Brutalismus kommt vom französischen Wort brut für „direkt, roh, ehrlich, herb“. Ab etwa 1950 spricht man von Brutalismus als Architekturstil, der sich bis in die 1980er Jahre verbreitete. Eigentlich wollten die Vertreter dieser Bauart eine neue kraftvolle und ethische Architektur schaffen. Konstruktion, Materialien und Bauelemente wurden ungeschönt und offen sichtbar eingesetzt. Rohe, ehrliche Gebäude.

 

Der erste Eindruck der Ausstellung …

Materialorientiert, rustikal und zugleich detailreich, sinnlich erlebbar. Eine lange Galerie kleiner Betonmodelle auf weißen Sockeln. Fotos auf packpapierartigem Untergrund auf großen Stegplatten. Dazwischen aufwändige Architektur-Modelle aus Pappe, teilweise mannshoch. Begleitend zur Ausstellung liefert der Katalog eine umfangreiche Bestandsaufnahme brutalistischer Bauten aller Kontinente, reich bebildert mit Fotos, Skizzen, Grundrissen. Ein dickes Werk im schweren bedruckten Leineneinband, wie aus einer anderen Zeit.

Hintergründe …

Die „rohen, ehrlichen“ Bauten wurden schnell als „brutal“ wahrgnommen. Beliebt sind sie jedenfalls nicht. Und inzwischen zudem in die Jahre gekommen. Stärker als gedacht ist Beton anfällig für äußere Einflüsse und Zerfall. Viele Gebäude befinden sich in einer kritischen Phase, wirken ungepflegt, müssen renoviert oder haustechnisch modernisiert werden. Häufig droht der Abriss. Hier setzt die Ausstellung an und rückt die Architektur der Sechziger- und Siebzigerjahre auch in den Fokus der Denkmalpflege. Mit dem Aufruf „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!“ machen das Deutsche Architekturmuseum und die Wüstenroth Foundation auf die weltweite Zerstörung und Vernachlässigung brutalistischer Architektur aufmerksam.

 

Warum sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt …

Wegen der Architekturmodelle, die in der TU Kaiserslautern extra für die Ausstellung angefertigt wurden. In den  Beton-Modellen zeigt sich der „ehrliche“ Werkstoff in seinen Grundeigenschaften als zähe, gießbare Masse mit seiner spezifischen Struktur, Haptik und Farbe besonders deutlich. Entstanden sind Interpretionen der Bauten. Beim Betonmodell des Wohnhauses „Toblerone“ (Belgrad/Serbien) beispielsweise wurden nur die Grundformen nachempfunden. In der Abstraktion erinnert nichts mehr an ein bewohnbares Gebäude. Vielmehr entsteht ein eigenständiges Gebilde übereinandergesetzter Sterne.

 

Was in Erinnerung bleibt …

Ein veränderter Blick auf die „Betonmonster“. Immer wieder wandern die Augen zwischen den Betonmodellen und den darüber angebrachten Fotos der Originalgebäude hin und her. Sie erscheinen plötzlich wie Skulpturen, Objekte. Grafisch, kalt und doch irgendwie ästhetisch, extrem fotogen. Die Eintragungen im Gästebuch reichen von „grauenhaft“ und „da möchte keiner drin leben“ bis zu Statements wie „grandios“ und „erhaltenswert!“. Bemerkenswert auch: Die ungeliebte, grobe Architektur gibt es weltweit. Zu sehen sind Gebäude u.a. aus Japan, Brasilien, dem ehemaligen Jugoslawien, Israel, Großbritannien. Brutalistische Gebäude faszinieren, polarisieren. Vielleicht sind sie einfach Skulpturen ihrer Zeit. Im Einzelfall kommt es darauf an, was man aus ihnen macht.

Ausstellung: SOS BRUTALISMUS. Rettet die Betonmonster! 9. November 2017 bis 2. April 2018, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt a.M., Schaumainkai 43, www.dam-online.de, www.SOSBrutalism.org

Die große Kunst, kleine Häuser zu bauen: Architekturtrend Tiny House – Minihaus

VON ANGELA SABO

 

46,5 Quadratmeter Wohnfläche hatte eine Einzelperson 2017 durchschnittlich zur Verfügung. Eine Größe, die vor 70 Jahren noch einer einfachen Familienwohnung entsprochen hat. Hört man sich um, so wählen Menschen ihren Wohnraum meist „so groß wie möglich“. Doch es gibt einen neuen Trend: Leben auf kleinstem Raum in sogenannten Tiny Houses.

Das Team von moeve-architekten bda betrat Neuland, als es beauftragt wurde, ein Mini-Haus für eine dreiköpfige „Familie“ zu entwerfen. Eine großzügige Raumgestaltung sollte es sein, mit dem Gefühl, Platz zu haben, quasi im Freien zu leben. Ein offenes Wohnkonzept, aber separate Bereiche für Kochen, Schlafen, Arbeiten, ein schönes Bad, eine naturnahe Bauweise, ein hochwertiges Außen-Design. Das Ganze für ein vergleichsweise geringes Budget.

Die Auftraggeber: eine ruheliebende Bewohnerin und zwei clevere Hunde, die Türen öffnen können, auch zu den unmöglichsten Gelegenheiten. „Ein kleines Haus – eine große Herausforderung“, beschreibt Architekt Michael Mogilowski die Aufgabe. „Am Ende ging es darum, Unwichtiges wegzulassen und eine intelligente Raumlösung zu finden, reduziert auf die Bedürfnisse der Bewohner. So kamen wir auf das DreiRaumHaus, ein weitgehend in Holz ausgeführtes, ebenerdiges Gebäude mit besonderem Clou: Es verzichtet auf trennende Innentüren. Außerdem haben wir großen Wert auf die enge Verzahnung mit dem Außenraum gelegt. Natur und Gebäude gehen fließend ineinander über.“ Durch die besondere Grundform entstehen trotz fehlender Türen in sich geschlossene Räume, die wiederum verschiedene Ausblicke auf das Haus öffnen. Das Tiny-Low-Budget-Haus wirkt dadurch weitläufig und lichtdurchflutet, aber eben auch ausgesprochen wohnlich.

Das DreiRaumHaus. Die Fassade ist aus Holzlatten aufgebaut, die wechsel­weise horizontal und vertikal angeordnet sind. Das wirkt bewegt und setzt Kontraste. Die dahinterliegende, farbige Wind­dichtig­keitsfolie verstärkt diese Anmutung. (Fotos: moeve architekten, Darmstadt)

Der Trend geht zum Leben auf kleinstem Raum

Mit 55 Quadratmetern ist das DreiRaumHaus nicht winzig, aber für deutsche Verhältnisse ein sehr kleines Haus. Laut Statistik kauft oder mietet eine deutsche Durchschnittsfamilie den größtmöglichen, gerade noch leistbaren Wohnraum, für den ein bis zwei Drittel des Einkommens ausgegeben werden. Viel zu viel, sagen Tiny-House-Liebhaber. Inzwischen arbeiten Architekten auf der ganzen Welt an der Konzeption minimalistischer Wohnformen. Angefangen vom Wohncontainer für Studenten bis zum Modul-System für die ganze Familie.

Wohn-Minimalismus in Extremform erforscht der Berliner Architekt und Designer Van Bo Le-Mentzel. Sein Tiny100, die kleinste Wohnung Deutschlands, misst 2  x 3,20 m und soll die Grundbedürfnisse einer Person abdecken. Die Wohnung umfasst Küche, Bad, Büro, Schlaf- und Wohnzimmer, möglich durch eine Deckenhöhe von 3,60 m. Eine verschiebbare Holzleiter führt in den Schlafbereich, der gleichzeitig als Arbeitsplatz dient. Aufgrund der geringen Größe würde diese Wohnung nur 100 Euro Monatsmiete kosten. Sie ist als kleinstmögliche Einheit eines gemeinschaftlichen Wohnens gedacht, das Van Bo Le-Mentzel „Co-Being House“ nennt.

Der Prototyp der 100 Euro-Wohnung der Anfang 2016 gegründeten Tinyhouse University ist mobil. Noch bis Anfang März 2018 findet der „Bauhaus Campus Berlin“ vor dem Bauhaus-Archiv, Museum für Gestaltung statt. Akteure aus Design, Kultur und der Startup-Szene tüfteln hier an neuen Wegen in der Bildungs- und Baukultur. Alle Projekte sind in Tiny-House-Strukturen organisiert. Ziel ist der Entwurf einer gerechteren Stadt, z.B. eine Antwort auf die Frage: Wie sieht bezahlbarer Wohnraum aus? (Fotos: Tinyhouse University)

Minimalismus als Lebenskonzept – Verzicht oder Luxus oder beides?

Leben auf 6,4 Quadratmeter im Tiny100 – geht das denn? „Wir haben das Glück, in einem schönen großen Haus zu leben. Aber ganz ehrlich, wir können gar nicht alle Räume bewohnen“, antwortet eine Nachbarin auf die Frage danach, ob wohnen auf 100 oder mehr Quadratmetern eigentlich zufriedener macht. Die Gründe in ein Minihaus zu ziehen, reichen für den Einzelnen von Überlegungen zur Nachhaltigkeit, Ökologie und der Ersparnis von Geld, Zeit und Arbeitskraft bis hin zur Erkenntnis, ob Glück vielleicht in einem minimalistischen Lebensstil liegen kann. Immer größer wird die Zahl der Menschen, für die weniger tatsächlich mehr ist.

Das BoxHotel ermöglicht Übernachten in der City zu Discountpreisen. Es werden auschließlich bestehende Innenstadtflächen bebaut. Besondere Architektur- und Designelemente schaffen in den kleinen Schlafboxen ein Gefühl von Komfort und Luxus. Eine Smartphone-App ersetzt die klassische Rezeption. (Fotos: BoxHotel Göttingen)

Minimalisten vereinfachen ihr Leben und liegen damit voll im Trend. Es geht darum, das eigene Verhalten hinsichtlich Konsum, Besitz und Beziehungen auf Sinn und Notwendigkeit zu hinterfragen. Auch bei der Frage des Wohnraums. Was brauche ich wirklich, um zufrieden und komfortabel zu wohnen? Wohnraum bewusst zu verkleinern bedeutet Konsequenzen, vor allem weniger Stauraum. Man müsste sich trennen – von Möbeln, Erinnerungsstücken, Büchern, Hausrat, Kleidung. Für Viele ist das zunächst eine beängstigende Vorstellung. Doch wer einmal den Umzug in ein Minihaus gewagt hat, empfindet es meist als große Entlastung. Nur das Wesentlichste zu besitzen, schafft persönliche Unabhängigkeit – mehr Zeit, mehr Freiheit, mehr Geld. Zum Beispiel für die Verwirklichung von Träumen.

Der neue Minimalismus ist längst Lifestyle pur. Das reicht vom rein funktionalen Interieur bis zur „Capsule Wardrobe“, eine Mini-Garderobe, die nur noch aus einer bestimmten Anzahl kombinierbarer Lieblingstücke besteht.

„Ich glaube, es entsteht ein viel persönlicherer Raum, wenn ich mich nur noch mit dem umgebe, was ich wirklich nutze und mag. Eigentlich sind das nur wenige, sorgfältig ausgewählte Dinge“, beschreibt es einszueins-Firmeninhaber Götz Schneider, der das Lebensgefühl Tinyhouse vor Jahren im selbst ausgebauten Bauwagen getestet hat. „Auf kleinem Raum vereinfacht sich der gesamte Lebensstil. Da mein Wagen keinen Kühlschrank hatte, kamen z.B. nur noch frische Sachen auf den Tisch. Ich habe weniger eingekauft, aber wesentlich besser gegessen. Noch dazu, aus Platzgründen, am liebsten an der frischen Luft. Besser geht’s nicht.“

Tiny Houses in Deutschland – eine Definition

Der Bau- oder Wohnwagen ist der Klassiker unter den Tiny Houses. Ursprünglich kommt der Begriff aus den USA und steht für eine gesellschaftliche Bewegung, die das Leben in – wörtlich übersetzt – winzigen Häusern bevorzugt. Eine offizielle Größendefinition existiert allerdings nicht. Im deutschen Sprachgebrauch sind damit jedoch vorrangig mobile Häuschen auf Rädern gemeint. Im Gegensatz zu den USA bestehen hierzulande umfassende rechtliche Voraussetzungen, die bei der Nutzung von Tiny Houses erfüllt sein müssen. Dies gilt sowohl für die Beförderung auf öffentlichen Straßen als auch zu Wohn- oder Gewerbezwecken.

Für Natürlichkeit und Nachhaltigkeit steht das start-up Wohnwagon, das auch Probewohnen im Tiny House anbietet. Wohnwagon ist Rückzugsort, Raum für Inspiration und Gemeinschaft und eine komplett autarke Wohnmöglichkeit mit intelligenten Möbeln und Extras wie dem ausziehbaren Erker. „Im Wohnwagon findet man alles, was das Leben ausmacht und hat immer noch Luft zum Denken.“ (Fotos: Wohnwagon, Wien/Österreich)

Ob mobiles Tiny House oder stationäres Mini- oder Mikrohaus – man sieht sie bei uns noch selten. Doch es gibt bereits eine Vielzahl von Entwicklern und Anbietern, die sich auf den Bau von Kleinhäusern und deren Ausstattung spezialisiert haben. Minihaus-Konzepte wie Wohnwagon gehen soweit, dass sie eine komplett autarke Wohnmöglichkeit anbieten, inklusive Wasseraufbereitung und Stromerzeugung. Andere Anbieter stellen ein voll ausgestattetes Häuschen per Kran direkt auf das Grundstück. Hersteller wie Cubig, Raumwerk oder SmartHouse bieten Modulsysteme an. Dabei bleiben Grundrisse und Gesamtgröße individuell gestaltbar. Während sich ein einzelnes Würfelhaus für Singles eignet, können Paare und Familien ihr Haus je nach Platz, Budget und Bedarf zur Seite oder nach oben wachsen lassen. Von der Planung bis zu Anlieferung und Einzug soll es nur wenige Monate dauern.

Einzelmodule von SmartHouse gibt es ab 24 Quadratmeter Wohnfläche. Ob klassischer Bungalow-Style oder zweigeschossige Stadtvilla mit Dachterasse – in Modulbauweise ist fast alles machbar. (Fotos: Smart House GmbH)

Zeitgemäßes Wohnen – für Menschen gemacht

Tiny-House-Entwickler sehen im „Downsizing“ die Antwort auf alle Anforderungen an zeitgemäßes und bezahlbares Wohnen. Die Nachfrage nach Kleinhäusern steigt. „Seit zwei Jahren merkt man einen deutlichen Zuwachs“, sagt Isabella Bosler, Betreiberin des Online-Informationsportals www.tiny-houses.de in einem Interview mit dem Deutschen Handelsblatt. „Wir hatten über die Webseite auch eine Umfrage laufen, um den Bedarf festzustellen. Und da kam eine Größe von 60 bis 80 Quadratmeter heraus, in ökologischer Holzbauweise.“ Auf dem Infoportal gibt es neben umfangreichen Informationen über das Leben auf kleinstem Raum auch einen Bau-Ratgeber und verschiedene Anbieter-Porträts.

Das einszueins-Team war bei der Recherche vor allem von der kreativen Energie und der Präzision kleiner Häuser angetan, von bis ins Detail durchdachten Wohnräumen, von feinen, nachhaltigen Materialien und ungewöhnlichen Wohnorten. Zufriedenes Wohnen bemisst sich auf jeden Fall nicht an der Anzahl der Räume. Es orientiert sich eins zu eins am Menschen.

Jeder Mensch hat sein eigenes Empfinden, wieviel Wohnraum er braucht. Erstaunlich aber ist: Die meisten Menschen fühlen sich von Kleinsthäusern direkt angesprochen – selbst wenn sie bisher nicht über Minimalismus im Alltag oder eine freiwillige Reduktion ihres Wohnraums nachgedacht haben. „Seit ich als junger Student in den Häuserschluchten New Yorks unterwegs war, suche ich in der Architektur vor allem menschliche Maßstäbe. Tiny Houses faszinieren mich seitdem besonders“, fasst Firmeninhaber Götz Schneider zusammen. „Ein Haus zu entwerfen ist wie das Gestalten einer Skulptur, dafür bestimmt, bewohnt, beseelt, lebendig zu werden. Dafür muss sie für mich auf Augenhöhe mit dem Menschen sein, in Relation zu den Maßstaben der Natur – zugänglich und erfahrbar. Mein persönliches Traumhaus im Miniformat wäre wahrscheinlich erdgeschossig und stünde ohne Zaun mitten in der Landschaft.“

Wir bedanken uns herzlich für die positiven Feedbacks während unserer Recherche und für die zur Verfügung gestellten Fotos.

Ein Unternehmer geht in die „Wüste“ – 31 Tage pilgern ohne DIGITAL

VON GÖTZ SCHNEIDER

Digitalisierung beschäftigt mich schon seit dem Architekturstudium. Als Unternehmer strebe ich nach Verbesserung, will effizient sein. Egal wieviele Wochenstunden, ich bin immer mit Freude am Forschen und Entwickeln neuer Lösungen. Nach zwei Jahrzehnten intensiver beruflicher Zeit kam der Wunsch auf, einfach mal innezuhalten. Ich suchte mir einen Pilgerweg, auf dem nur Cracks und Individualisten unterwegs sind. Und ich nahm kaum etwas mit.

Wieso pilgern?

Ich kann nur sagen: Es fühlte sich einfach richtig an. Dass ich meine 18 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht einen Monat allein lassen will, war mein erster Gedanke. Wir haben offen darüber gesprochen und richtig begeistert war anfangs wohl keiner. Aber es funktionierte sehr gut! Aufgaben und Verantwortung wurden umverteilt, das Unternehmen in die Hände der Belegschaft gegeben. Ich habe mir unterwegs keine Sorgen gemacht. Ich wusste, meine Leute können das.

Ich glaube, Menschen pilgern aus ganz verschiedenen Gründen. Viele kennen den klassischen Jakobsweg, Camino Francés, die sogenannte Hape Kerkeling-Route, inzwischen sehr überlaufen. Ich suchte mir eine alte Pilgerstraße aus, die Via de la Plata. Von Sevilla an der Südküste Spaniens führt sie über 1000 km in den Norden bis zum vielbesuchten Pilgerziel Santiago de Compostela.

Perfekt für meine Anforderungen an Klima, Länge und Wanderfrequenz: Wärme und weitgehend naturbelassene Landschaft. Und mir war klar, dass ich Santiago de Compostela in vier Wochen auf keinen Fall erreichen konnte.

Ein Weg ohne Ziel

Ich hatte im Vorfeld ganz bewusst entschieden, Santiago de Compostela nicht anzupeilen. Eine echte Herausforderung für mich. Als Unternehmer will ich Ergebnisse, will Ziele erreichen. Am besten schneller als andere. Im Alltag nutze ich eine Sport-App, mit der ich mich unterwegs wunderbar mit anderen Pilgern hätte messen können. Laufe ich 20, 30, 40 km am Tag? Das war mein gewohnter Unternehmer-Rhythmus, meine Art zu denken und zu handeln.

Und als Pilger? Da wollte ich einmal nicht effizient sein und nirgendwo ankommen müssen. Stattdessen einfach draußen unterwegs sein und auf mich zukommen lassen, wo meine Wanderung in vier Wochen enden würde.

Die Via de la Plata ist eine alte Reise- und Handelsstraße der Römer. Heute führt sie durch die sogenannte Extremadura, eines der am dünnsten besiedelten Gebiete Europas. Begegnet sind mir nur wenige und schon erfahrene Pilger. Eben noch der zielstrebige Geschäftsinhaber, war ich plötzlich das „Greenhorn“, das wegen seines ungewöhnlichen Gepäcks fotografiert wurde. Herzlich willkommen wirklich absolut jenseits des digitalen Business!

Allein allein allein

Innehalten – das bedeutete für mich, Abstand haben von der eigenen Profession und einfach mal allein sein. Als Kopf eines Unternehmens bin ich das selten. Ich bin Ansprechpartner, habe Verantwortung. Und die kommt immer mit.

Allein sein meinte auch, ohne die Dinge zu sein, die wir in der Regel zur Unterhaltung oder aus Lust tun oder weil es angeblich sein muss. Ohne Filme, ohne Radio, ohne Buch. Das Telefon ausgeschaltet lassen, keine Gespräche führen, nicht mal mit den Liebsten. Ohne Ablenkung einmal nur mit mir selbst zurechtkommen. Mein größter Schrecken dabei: die Langeweile. Leere.

Aber: Eine glasklare Wahrnehmung tritt an die Stelle der Unterhaltung. Es allein mit sich selbst auszuhalten ist eine echte Fähigkeit und dient der Regeneration, habe ich irgendwo mal gelesen. Ohne Ablenkung konnte ich Dinge innerlich klären und wieder frisch betrachten, aus neuen Perspektiven. Manche davon hatten Fell und tauchten wie aus dem Nichts auf.

Minimalismus vom Feinsten

Smartphone mitnehmen oder nicht? Das war eine schwierige Frage. Vor allem, wenn man Familie und Firma zuhause hat. Aber es war auch eine Frage des Gepäcks. Was einpacken, wenn man seine Sachen vier Wochen lang bei jedem Schritt bei sich trägt? Am liebsten: gar nichts. Zunächst suchte ich noch eine teure Profi-Trekkinghose im Fachgeschäft. Angezogen hab ich eine vom Flohmarkt. Ganz einfach.

Meine Pilgerwanderung startete ich am Ende mit einer kleinen Hüfttasche, knapp 4 kg Inhalt und ohne Smartphone. Das war schon lange ein Traum von mir. Eine fast schon sportliche Herausforderung, der ich mich stellen wollte: (fast) ohne Gepäck zu reisen. Erstaunlich viele Entscheidungshilfen fallen weg, wenn man so minimalistisch unterwegs ist.

Ohne Wetter-App halte ich einfach die Nase in den Wind. Es ist eh keine Kleidung im Gepäck, aus der ich auswählen könnte. Keine freundliche Stimme im GPS oder Radio beraten mich, was gerade angebracht wäre oder was ich Schönes essen könnte. Aus dem Bauch heraus weiche ich vom gekennzeichneten Pfad ab und vergesse die Zeit. Der Luxus des Pilgers ist die Einfachheit.

Planlos, intuitiv, lebendig

Navigations-App anschalten und alles wäre ganz easy, ärgerte ich mich noch kurz nach dem ersten unfreiwilligen Umweg. Doch der Umweg hatte mich durch eine hinreißende Landschaft geführt. Abenteuerlich musste ich über Zäune klettern, um am Abend eine Unterkunft und meine vorgesehene Strecke wiederzufinden. Glücklich und überaus zufrieden. Mit weniger Orientierungsmarken passiert das Leben einfach. Komisch – war das nicht früher immer so? Die digitale Welt – immer schneller, genauer, effizienter – lenkt manchmal ab von den echten, ursprünglichen Erfahrungen. Pilgern erinnert daran, wieder eigene intuitive Entscheidungen zu treffen, die berühmte innere Stimme zu hören, letztlich: sich selbst zu treffen.

Nach nur zweieinhalb Wochen war ich dermaßen tiefenentspannt, wie ich es erst am Ende meiner Tour erwartet hätte. Langeweile hat mich nicht gequält, denn ich hatte reichlich intensives Leben. Am Abend eine geöffnete Herberge finden, ohne zu googeln. Schmerzende Füße wegatmen. Mit Ziegen versperrte Tore passieren. Drei Mal neue Schuhe kaufen und am Ende barfuß gehen. Und in Südspanien empfing mich nicht nur die erwartete Wärme, sondern auch 8 Grad Kälte mit Sturm und Schlammflut.

Das Pilgerleben ist unvorhersehbar, erfrischend und planlos. Aus der gefürchteten Leere wird ein Sich-Einlassen. Eins mit der Natur. Eins mit der Realität, ob erfreulich oder nicht. Eins mit sich selbst. Beim Pilgern sind die Hindernisse oft genauso groß wie die schönen Erlebnisse.

Langsam sein um anzukommen

Als ich nach vier Wochen meinen Pilgerweg beende, ist Santiago de Compostela gut 600 km entfernt – wie geplant. Meine einzige Hose hat gehalten. Bis auf den Riss beim Überqueren der Stacheldrahtzäune. Ich habe gelernt, drei Stunden bei einem einzigen Tee zu sitzen. Ich habe akzeptiert, dass der Online-Spanischkurs, den ich als Reisevorbereitung mühevoll neben meiner täglichen Arbeit absolviert hatte, absolut überflüssig war. Ich habe es schätzen gelernt, dass es Momente gibt, in denen ich absolut nichts beeinflussen kann und nichts verstehe. Nicht nur wegen des schnellen Spanisch der Einheimischen. Ich bin häufiger zufrieden und vermisse wenig, auch mein Smartphone nicht.

Im Alltag bin ich sehr schnell unterwegs. Die digitale Transformation scheint das Tempo der meisten Menschen zu beschleunigen. Pilgern ist das Gegenteil. Eine bewusste Entschleunigung. Sie hat meine Sinne geschärft für die kleinen und leisen Dinge.

An einem Stausee aus römischer Zeit nahe Merida saß ich auf einem Felsen und hörte dem Wasser zu. Davon beeindruckt, wie kunstvoll Menschen diese Wasserleitungen vor so langer Zeit gebaut haben, fragte ich mich, was unsere Generation dieser Welt wohl hinterlassen wird.

Was bringe ich mit aus der „Wüste“?

Zurück nach 31 Tagen. Ein letzter Stop in Madrid – ich warte auf meinen Flug. Jetzt mit dem Segway für drei Stunden durch die City, das reizt mich. Sofort bin ich Feuer und Flamme, gleich wieder voll drin. Es war, als würde ich unsanft aus einem Traum geweckt.

Vier Wochen lang wandere ich in Schrittgeschwindigkeit durch menschenleere Gegend, und nun rausche ich mit dem Segway durch die Großstadt. Nach vier Wochen schalte ich mein Smartphone wieder ein und fühle mich so selbstverständlich wie ohne. Der digitale Fortschritt ist weder gut noch schlecht. Bewusst eingesetzt schenkt er Erleichterung und eine Menge Lebensqualität. So wie bei der Segway-Tour. Dank einer genialen Technik – zwei Räder mit Antrieb – konnte ich in kurzer Zeit die interessantesten Ecken Madrids erleben.

Was ich konkret von meiner Tour mitgebracht habe, sind Pausen. Die Erkenntnis, dass Zeit-für-mich und dass, was ich liebe, einen festen Platz im Terminkalender verdient. Ich freue mich auf meine Firma und meine MitarbeiterInnen. Als Team haben wir unsere Fähigkeiten ausgelotet und wissen noch einmal mehr, wir können aufeinander bauen. Trotz geschäftiger Hektik, Autos, Lärm und Stadtgetümmel finde ich die Ruhe des Pilgerns im Alltag wieder, dieses Innehalten.

Ich habe verstanden, dass es notwendig ist, von Zeit zu Zeit das Gewohnte abzulegen, still zu werden. Sich fragen: Was ist wirklich wichtig? Die digitale Entwicklung geht so rasant, dass man das manchmal vergisst. Im Navigationssystem meines Firmenwagens habe ich nur die schnellste Route gespeichert. Navigationssysteme der Zukunft sollten auch den schönsten Weg erfassen, finde ich.

Buen camino!

Einen Pilgerweg zu gehen, tut weh und macht glücklich. Am Ende überwiegt das tolle Gefühl, es geschafft zu haben, zu spüren und zu staunen: Das da ist der echte Schneider. Hier ist meine Leidenschaft und meine Kreativität. Und die nehme ich jeden Tag mit.

Ich kann nur sagen: Buen Camino – eine Tour mit sich selbst lohnt sich!

 

BERICHT UND FOTOS: GÖTZ SCHNEIDER, TEXT: ANGELA SABO

 

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Das Haus zur Goldenen Waage – Wie digitale Pläne Baukunst fördern

VON EINSZUEINS, ANGELA SABO

Es gibt Momente, in denen selbst eingefleischte Architekten und Ingenieure ins Schwärmen kommen. Mehr als 70 Jahre nach seiner Zerstörung ensteht das Haus zur Goldenen Waage in der Frankfurter Altstadt wieder neu. Viele Details werden durch Zimmerer, Bildhauer und Steinmetzen aufwendig rekonstruiert. Auch digitale Pläne spielen dabei eine Rolle.

Viel Phantasie ist nötig, um sich den Detailreichtum der Stuckdecke vorzustellen, die einst den großen Saal der Golden Waage schmückte. Der Erbauer des Hauses, der wohlhabende Farben-, Gewürzhändler und Zuckerbäcker Abraham van Hamel und seine Frau Anna van Litt ließen sich bei der Gestaltung der prachtvollen Decke unter anderem von den biblischen Geschichten rund um seinen Namensvetter Abraham inspirieren. Heute ist von den wertvollen Ornamenten nichts mehr übrig. 1944 wurde das Fachwerkhaus bei einem Bombenangriff der Alliierten fast vollständig zerstört.

Die Goldene Waage, nachcoloriertes Foto von 1900 (Photochrom)

Die Goldene Waage, nachcoloriertes Foto von 1900 (Photochrom)

Zeitzeugen, die das farbige Original von 1624 beschreiben könnten, gibt es nicht mehr. Nur ein Eckbalken des Gebäudes blieb über die Jahre erhalten. Lediglich wenige, teils verschwommene Schwarzweiß-Fotos und ein alter Stich aus dem 19. Jahrhundert dienten einszueins als Vorlage, als für die Rekonstruktion eine digitale Planvorlage der Stuckdecke her musste. Eine große Herausforderung für Architekten und Ausführende. Zwar sollten nur die Konturen dargestellt werden, doch die Decke besteht aus zahlreichen frei geschwungenen Linien inklusive Schatten und Schraffuren für die räumliche Darstellung – eine rein künstlerische Arbeit, natürlich ohne Maßangaben.

Zusammengesetzte Fotos, CAD-Plan und erste Teile der frisch rekonstruierten Stuckdecke

Zusammengesetzte Fotos, CAD-Plan und erste Teile der frisch rekonstruierten Stuckdecke

Deshalb wurden zunächst nur kleinere Elemente in CAD umgesetzt, die Grundstruktur der Decke. Die größte Schwierigkeit bestand darin, zwischen Konturen und Schraffuren genau zu differenzieren. Welche Linien müssen gezeichnet werden und wie detailliert? Eine rein computergestütze Umsetzung kann das nicht leisten. Wie bei einszueins Standard, kamen Architektenwissen und präzise Handarbeit zum Einsatz. Mit dem Zwischenergebnis war der Auftraggeber so zufrieden, dass einzueins auch die großen Details und Bildszenen im CAD-Plan ergänzen konnte. Eine ungewöhnliche und spannende Arbeit. Anschließend mussten die digitalen Zeichnungen auf den nicht orthogonalen Raum angepasst werden. Erfahrene Handwerker und Bildhauer im sächsischen Ottendorf-Okrilla bauen die prächtige Decke nun nach und ziehen unter anderem erhaltene Stuckdecken aus der damaligen Zeit zum Vergleich heran. Eine gigantische Arbeit unter Leitung des Frankfurter Architekten Prof. Jochem Jourdan, der für den Wiederaufbau der Goldenen Waage jahrelang recherchierte. Doch der ehemalige Festsaal mit seiner besonderen Decke ist nur ein winziger Teil der großen Restauration des geschichtsträchtigen Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert.

Ein Museum der Baukunst – bald wieder für alle da

Abraham von Hameln ließ das Haus Zur Goldenen Waage 1619 für sich und seine Familie fertigstellen. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Eckgebäude in der Frankfurter Altstadt eines der Vorzeigehäuser seiner Zeit und gleicht mit seinen aufwendigen architektonischen Details einem Museum der Baukunst. Als besonderer Luxus befand sich auf dem Dach des Hinterhauses das sogenannte „Belvederchen“ (siehe Bild), das den Bewohnern im Sommer ein wenig Kühlung bot. „Jedes Teil hat eine Bedeutung“, sagt Architekt Jochem Jourdan, der die wissenschaftliche und nach Regeln der Baukunst entstehende Rekonstruktion des Hauses leitet. Ein Glücksfall, dass dies überhaupt möglich ist. Machbar nur durch einige erhaltene Dokumente und überlieferte Beschreibungen in Verbindung mit moderner Handwerkskunst und digitalen Technologien. Auch Lasertechnik kommt bei der Rekonstruktion einiger charakteristischer Elemente zum Einsatz. So kann die Goldene Waage in Zukunft auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Gastronomie und zwei Museen sind geplant. Im Sommer 2018 soll das Haus fertig sein. Der Innenausbau wird noch dauern. Allein für die Montage und die Farbfassung der 37 Quadratmeter Decke sind mehrere Monate vorgesehen. Dann können die Museumsbesucher die prächtigen Ornamente der Decke besichtigen. Wow-Effekt garantiert.

Das DomRömer-Quartier, die neue Frankfurter Altstadt

Mitten im Herzen Frankfurts entsteht das DomRömer-Quartier und bringt frischen Wind in den historischen Stadtkern. Die Goldene Waage ist nur einer der neuen Anziehungspunkte. Wer jetzt schon neugierig ist, findet Informationen zum Stand der Bauvorhaben sowie tolle virtuelle Fotos, Filme und einen Stadtrundgang auf der Internetpräsenz der Dom-Römer-GmbH, die als Bauherrin das Großprojekt in der Frankfurter Altstadt verwirklicht.

CAD-Plan, Ausschnitt

CAD-Plan, Ausschnitt

Zehn Dinge, die wir lieben und warum diese auch Ihnen den Sommer versüßen

VON EINSZUEINS

Zeit für Kreatives, unser Handwerk CAD, clevere Strukturen, eine große Portion Freundlichkeit und Menschen, die was drauf haben. Das finden wir gut. Wenn Sie noch nicht wissen, was Sie davon halten sollen, dann testen Sie uns doch einfach.

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Zeit für Kreatives

Wir arbeiten schnell. Einen festen Termin oder eine Zeitspanne für die Lieferung vereinbaren wir mit Ihnen schriftlich. Je nach Wunsch und Umfang auch Day to Day. Sie sparen Zeit und haben Ruhe für das, was Sie am liebsten machen.

Unser Handwerk: CAD

Wir wissen, dass exakte Pläne Zeit, Kosten und nervige Kleinarbeit sparen, denn wir sind selbst Ingenieure und Architekten. Jeden Tag erstellen wir CAD-Pläne für über 4000 Kunden in Deutschland und Europa. Wir sprechen CAD. Und wir lieben was wir tun.

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Menschen, die was drauf haben

Bei einszueins arbeiten nur ausgebildete Architekten, Ingenieure und Technische Zeichner nach festgelegten Qualitätsstandards. Moderne CAD-Software unterstützt uns dabei. Ihre Pläne sind in den Händen von Experten.

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Spannende Pläne

Durch präzise Vektorisierung und mehrstufige Qualitätskontrollen erstellen wir exakte und maßhaltige CAD-Dateien. Klar strukturiert, leicht zu lesen und direkt weiter zu verarbeiten. Sie erhalten relevante Plangrundlagen und haben keinen Aufwand damit.

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Coole Preise

Unser Stufensystem ermöglicht eine exakte Preiskalkulation je nach Inhalt und Genauigkeit der Umsetzung. Sie haben die Wahl zwischen drei verschiedenen Qualitäts- und Preisstufen. Sie zahlen nur, was Sie brauchen.

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Sicher sein, dass alles stimmt

Bei der bewährten Plausibilitätsprüfung erkennen wir Maßunstimmigkeiten und markieren sie. So sind Fehler schnell nachvollziehbar und korrigierbar. Sie können sicher sein, dass alles stimmt.

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Ordnung mit Köpfchen

Sie erhalten CAD-Daten mit unserer hauseigenen differenzierten Layerstruktur. Auf Wunsch arbeiten wir Ihre büroeigenen Vorgaben ein. Intelligente Layerstrukturen erleichtern das Erfassen, Kommunizieren und Weiterverwenden der CAD-Pläne.

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Direkte Wege

Ihre Planvorlagen können Sie fotografieren, mailen oder über unser Upload-Center übermitteln. Es geht auch traditionell mit Post und Paketservice. So bequem und einfach, wie es Ihnen passt.

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Ein nettes Gespräch

Unser Team ist täglich für Sie erreichbar. Immer zu unseren Geschäftszeiten von Montag bis Donnerstag 8.30 bis 17 Uhr und Freitag 8.30 bis 14 Uhr. Ihre Wünsche und Fragen werden beantwortet.

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Gratis testen

Senden Sie uns per Fax oder E-Mail einfach einen Ausschnitt Ihres Plans zu und schauen Sie sich das Ergebnis an. Eine Testvektorisierung erstellen wir Ihnen gratis.

 

Download:
zehn-dinge-die-wir-lieben

Historische Gemäuer erhalten digitale „Fundamente“: Zukunftsprojekt Darmstädter Residenzschloss

VON EINSZUEINS

Es ist eines der größten und aufwendigsten Sanierungsprojekte, das die Technische Universität Darmstadt bislang gestemmt hat: das Residenzschloss Darmstadt im Herzen der City. Zum einszueins-Büro nur ein kurzer Fußweg – die CAD-Pläne für das Schloss waren für uns eine Herausforderung mit Tücken und Freuden.

Das ehemalige Schloss der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt umfasst vielfältige Gebäude mit einer zum Teil mehr als 600 Jahre alten Baugeschichte. Bereits im 13. Jahrhundert entstand hier die erste Wasserburg. Im zweiten Weltkrieg wurde die komplexe Anlage weitgehend zerstört und bis Mitte der 1960er Jahre wieder aufgebaut. Schon 2008 hatte die TU begonnen, die Fundamente des Glocken- und Kirchbaus zu sanieren, um die Standsicherheit des Schlosses zu gewährleisten. Viele Gebäude haben Risse als Folge der Trockenlegung des Schlossgrabens im 19. Jahrhundert. Seitdem sind die Holzroste, auf denen die Fundamente aufbauen, fast vollständig verfault. Seit 2013 läuft die Generalsanierung des Schlosses. Ein Großprojekt.

Ein Großprojekt wie die Generalsanierung ist nur machbar mit präzisen digitalen Plangrundlagen

Einszueins wurde mit der Erstellung der digitalen Grundlagenpläne beauftragt. Zu Projektbeginn gleich die erste Hürde: Im Archiv ein großer Berg historischer Papierpläne, unvollständig und ungeordnet, vergilbt und verschlissen im Laufe der Zeit. Zu ungenau für die anstehende Sanierung. Gründliche Vorarbeit war nötig. Im ersten Schritt das Sichten und Herausfiltern der aktuellen und relevanten Planbestände. Anschließend das Scannen der teils extrem brüchigen Papiervorlagen. Weil automatisiertes Einziehen der wertvollen Zeichnungen zu riskant war, erfolgte das Scannen ausschließlich von Hand mit Flachbettscannern. Spezielle Folientaschen wurden angefertigt, um die empfindlichen „Schätze“ bestmöglich zu schützen.

Bei der präzisen Übertragung der Papierpläne in digitale Daten zeigten sich unseren Architekten und Ingenieuren schnell gravierende Unstimmigkeiten. Feine Details, bspw. in Skulpturen und verschiedensten Mustern waren auf den Originalen kaum zu erkennen, da sie zumeist freihand mit Bleistift gezeichnet waren. Vor allem aber stimmten die Darstellungen der Grundrisse nicht mit den Schnitten und Ansichten überein. Als Lösung für die Probleme wurde ein partielles Aufmaß durchgeführt und vor Ort neu vermessen. Planbestand und Ist-Maße wurden verglichen, Unstimmigkeiten markiert und korrekte Maße in die neu erstellten digitalen Pläne eingetragen. Für die Sanierungsarbeiten lagen am Ende vollständige, stimmige und geprüfte CAD-Pläne mit allen relevanten Daten vor. Ein digitales Fundament für alle weiteren Baumaßnahmen an der stadtbildprägenden Schlossanlage.

Jetzt steht das Schloss – auch in echt – wieder auf einer sicheren Grundlage

Die wichtige Gründungsinstandsetzung ist inzwischen abgeschlossen. Weitere Maßnahmen sind in vollem Gange. Im Sommer 2017 öffnet der westliche Teil des Schlossgrabens wieder für die Bürger. Vor drei Jahren noch ein verwilderter Un-Ort, ist er zu einer blühenden, Schatten spendenden Parkanlage geworden. Bis 2020 soll die Sanierung abgeschlossen und die komplette Schlossanlage wieder nutzbar und zugänglich sein. Das alte Residenzschloss könnte ein neuer Lieblingsort der „digitalen Stadt Darmstadt“ werden. Wir von einszueins freuen uns, dass wir durch unsere Pläne wie unsichtbar dazugehören.